DIE  GESCHICHTE  DER  "Curt-A.-Seydel-Schanze" (1923-1940)

 

 

Klingenthal/Mühlleithen:
Am 2. Juni 1923 wurde am Nordhang vom Aschberg durch die Mitglieder vom WSV Aschberg mit den Arbeiten zum Bau der Curt.-A.-Seydel-Schanze begonnen. Während des Baus wurden 1500 Kubik-meter Erdreich bewegt und 60 Festmeter Holz verbaut. Der Anlaufturm steht auf 16 Zementsockeln.

Am 11. November erfolgte die Namensgebung, am 22. November testet der Schwaderbacher Alfred Langhammer erstmals die Anlage. Er stürzte, die Konstruktion des Anlaufes wurde noch einmal überarbeitet.

Die nachfolgenden Höhepunkte aus der Geschichte der Schanze sind Veröffentlichungen, den Aufzeichnungen des Klingenthaler Sportchronisten Joachim Glaß sowie der 2001 erschienen Klingenthaler Skisportchronik von Thorald Meisel entnommen.


1924: Schanzeweihe am 5. Januar durch Sepp Scherbaum.
Das Springen gewinnt Paul Simon (Schöneck) vor Max Meinhold (Klingenthal) und Ottomar Lötsch (Plauen).
Ergebnis der Junioren: 1. Kurt Glaß (WSV Aschberg), 2. Arne Berg-Domans (Ilmenau), 3. Max Steinmüller (WSV Aschberg).

Bereits im Sommer wird die Schanze umgebaut, der Anlaufturm erhält ein zusätzliches Holzgerüst.

1925: Der WSV Aschberg richtet die Vogtlandmeisterschaft aus. Den Titel gewinnt Max Müller (Aschberg) vor Ottomar Lötsch (Plauen) und Sepp Scherbaum. Die "Klingenthaler Zeitung" berichtet von "mehreren tausend Zuschauern" an der Schanze.

Ende Februar übernimmt der Verein von Altenberg-Geising wegen Schneemangel auch die Sachsenmeisterschaft. Titelträger wird Sepp Scherbaum, den Sprunglauf gewinnt Kurt Glaß (Aschberg) vor Anton Sattler (Pfeil Schwaderbach) und Willy Glaß (Klingenthal). Die größte Weite des Wettkampfes erzielt Walter Glaß II mit 48 Metern. Beim vereinsinternen Weihnachtssprunglauf schafft Walter Glaß I 50,5 Meter.

1927: An der Schanze ist das Ziel für den Erzgebirgs-Kammlauf, der vom Leipziger SC 1907 veranstaltet wird. Die Strecke führt von Roter Hammer Unterwiesenthal über Gottesgab, Seiffen, Sauersack und Kranichsee zum Aschberg.

1928: Erich Recknagel aus Thüringen (11. bei den Olympischen Spielen in St. Moritz) gewinnt vor 5000 Zuschauern ein Pokalspringen vor Walter Glaß I (Platz 15 in St. Moritz in der Nordischen Kombination), Kurt Glaß und Sepp Scherbaum. "Die bedeutendste diesjährige sächsische Wintersportveranstaltung. Eine gemeinsame Großtat der Wintersportvereine Klingenthal und Aschberg", schreibt dazu die "Klingenthaler Zeitung" (13. März).
Im Sommer erneuter Umbau in Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften 1929. Das aufgesetzte Holzgerüst wird entfernt, dafür der Anlauf kompakt verlängert - mit einer eingebauten Luke, um bei Bedarf den Anlauf verkürzen zu können. Beiderseits des Aufsprunghanges entstehen Traversen für Zuschauer.

1929: Vom 31.1. bis 3.2. finden am Aschberg die Deutschen Skimeisterschaften statt. Meister wird Gustl Müller (Bayrisch-Zell) mit 666 Punkten vor Walter Glaß I (660). Glaß I springt eine Serie von 40 m, 39 m , 40 m, Gustl Müller, der die bessere Laufzeit erreichte, schafft 37, 36, 36. Etwa 18.000 Zuschauer verfolgen die Sprungwettkämpfe. Tribünenplätze kosten zwischen 3 und 10 Mk.
Das Pokalspringen zum Ausklang der Saison gewinnt erneut Erich Recknagel vor Walter Glaß I, Sepp Scherbaum und Richard Leonhardt (Klingenthal).

1931: Den 1. Internationalen Sprunglauf des WSV Aschberg gewinnt vor 2500 Zuschauern Walter Glaß I vor Knut Kobberstadt (Norwegen) und Sachsenmeister Hans Leonhardt (Mühlleithen). In der Leistungsklasse 2 siegt der Norweger Sverre Sandaacker vor Max Köstler (Ascberg) und Otto Brauner (Mühlleithen).

1932: Den Sprunglauf der Vogtlandmeisterschaft gewinnt Knut Kobberstadt vor Max Meinel (Aschberg) und Adolf Bleidl (Aschberg), bei den Jungmannen siegt Kurt Körner (Klingenthal), der bei der Arbeiterolympiade in Mürzzuschlag (Österreich) Platz 5 belegte.
Vogtlandmeister in der Nordischen Kombination wird Otto Warg (Aschberg). Beim Jubiläumsspringen "10 Jahre WSV Aschberg" erreicht Kurt Körner mit 36,5 Metern die größte Weite.

1933: Olympiasieger Birger Ruud gewinnt ein Springen vor Walter Glaß I und Paul Schneidenbach und stellt mit 52,5 Metern einen neuen Schanzenrekord auf. Für seine Hilfe beim Löschen eines Brandes an der Schanze wird Ruud zum Ehrenmitglied der Aschberger Feuerwehr ernannt. Am 28. Dezember gewinnt Max Meinel ein Pokalspringen vor Paul Schneidenbach. Birger Ruud startet wegen fehlender Startgenehmigung seines Verbandes außer Konkurrenz und hätte mit fast 25 Punkten Vorsprung gewonnen.

1938: Alfred Steinmüller (Aschberg) siegt beim Weihnachtsspringen vor Paul Kraus (Johanngeorgenstadt) und Paul Schneidenbach (Aschberg).

1939: Bei der Vogtlandmeisterschaft stellt der neue Titelträger Alfred Steinmüller (1935 und 1937 Meister der CSR) mit 53 Metern einen neuen Schanzenrekord auf. Platz 2 geht an dem Sachsenmeister von 1938, Seyffarth aus Plauen. Wenige Tage später verbessert sein Bruder Anton die Bestmarke auf 55 Meter.
"Prächtiges Osterspringen am Aschberg" überschreibt die "Klingenthaler Zeitung" das letzte Springen der Saison. Rudi Köhler gewinnt vor Anton Steinmüller (beide Schwaderbach) und Alfred Steinmüller (Aschberg). Platz 4 geht an Paul Krauss (Johanngeorgenstadt), Otto Warg (Aschberg) wird  Fünfter. Bei der Jugend A heißt der überlegene Sieger Herbert Friedel (Klingenthal/Sonthofen), der das zweitbeste Ergebnis erzielt.

1940: Ein Pokalspringen am 10. März gewinnt der Deutsche Vizemeister Hans Renner aus Bärringen (Böhmen) vor Sachsenmeister Adolf Bleidl und dem Deutschen Jugendmeister Hans Gipser (Mühlleithen). Beim Osterspringen am 24. März mit 62 Startern siegt Max Meinhold (Aschberg) vor Anton Steinmüller (Schwaderbach) und Hans Gipser. In der Altersklasse I heißt der Sieger Walter Glaß I, inzwischen 34 Jahre alt. Es ist der letzte Wettkampf auf der Anlage.


Technische Schanzendaten (1928 - 1940):
Anlaufhöhe 18 m
Anlaufneigung: 37°
Tischneigung:
Tischhöhe: 1,8 m
Tischbreite: 5 m
Toter Punkt: 19,5 m
Aufsprungbahnneigung: 40° / ab 40 m  - 38°
Breite der Aufsprungbahn: 10,5 bis 20 m
Auslauf: Wiese
Gegenhang: 3° Steigung
Bauzeit: 1923/1924
Weihe: 05.01.1924
Weihespringer: Sepp Scherbaum
Schanzenrekorde:
Feb 1925 Glaß II, Walter 48,0 m
Dez 1925 Glaß I, Walter 50,5 m
05.02.33 Ruud, Birger 52,5 m
Jan 1939 Steinmüller, Anton 53,0 m



ehemalige Curt-A-Seydel-Schanze

am 04. Juli 2006



Heute erinnert nur noch ein Schild daran,
daß am Nordhang des Aschbergs einst eine Schanze stand